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POPUP 4 CLAUDIA BERTINI + TANJA ROSCIC Photo Véronique Hoegger
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Photos: Véronique Hoegger

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CLAUDIA BERTINI // TANJA ROSCIC

 

BolteLang

Limmatstrasse 214

8005 Zurich

 

OPENING:

friday 4 may 2018 18-21pm

 

SALE:

sat + sun 5/6 may 11am-18pm 

wed 9 may 11am-19pm

thu 10 may: AUFFAHRT closed

fri 11 may 11am-19pm

sat 12 may 11am-18pm

wed, thu, fri may 16/17/18 11am-19pm

sat 19 may 11am-18pm

 

 

Claudia Bertini & Tanja Roscic

Wer Jahr für Jahr an einem schlichten und gleichermassen poetischen Outifit arbeitet, fühlt sich einmal mehr in seiner Kontinuität bestärkt; einmal mehr lassen sich gesammelte Bertini-Stücke durch ein paar frisch erworbene Entwürfe updaten und ergänzen.

Ein Stück fügt sich nahtlos an das nächste, der Kombinationslust sind keine Grenzen gesetzt: unterschiedlichste Silhouetten werden lose übereinander im Layering getragen.

Jeder Handgriff Claudia Bertinis sitzt — ob auf Farbton, Verarbeitung oder Material bezogen — und zeugt von Liebe zum Detail und höchster Kennerschaft.

So schreibe auch ich kontinuierlich an der Modegeschichte von Claudia Bertini und freue mich über jede neue Errungenschaft, die meinem Kleiderschrank eine Note von Stilsicherheit und Konzept zu verleihen vermag. Man kann durchaus auch von einer Tradition sprechen, dass Claudia Bertini seit Beginn ihren Präsentationen Arbeiten der Bildenden Kunst gegenüber stellt. Es handelt sich dabei nie um eine rein ästhetische Bestückung eines Verkauf-Displays. Vielmehr gelang es ihr bislang auf inspirierende Art und Weise vor Augen zu führen, wie Kunst und Design ineinander übergehen und sich durchdringen. Tanja Roscic wird, ähnlich wie vor ihr Jason Klimatsas, eine Bühnensituation gestalten, auf der ihre beseelten Figuren und Gesichter auf Gewänder und Kostüme treffen. Nach Cristian Andersen, David Renggli und Jason Klimatsas zeigt nun Tanja Roscic ein auf die Situation zugeschnittenes Setting, das Präsentationsfläche und Kunstinstallation zugleich ist.

Claudia Bertini überrascht in ihren neuen Entwürfen mit glänzenden Stoffen einerseits und kräftigen Farben andererseits. Damit schafft sie einen leichten Hauch von Opulenz und produziert in freien Kombinationen einen noch nicht da gewesenen Twist, der sich in anderer Form auch in den Modellen dreier neuer Mäntel wieder findet: So gibt es neben einem von Hand verarbeiteten Double-Face Woll-Mantel einen graugrünen Mantel aus Viskose mit drei Schlitzen und einen samtenen Kurzmantel.

Während sich das Schliessen der bisherigen oversize Mäntel lediglich auf das Binden eines Gurtes reduzierte, legen sich die beiden längeren Modelle näher an die Silhouette und lassen sich mit grossen handgefertigten Statement-Knöpfen schliessen. Der zusätzliche Kurzmantel überrascht mit handgewobenen, bunten Taschenelementen — in ihrer Machart und Farbigkeit an die Handarbeit anderer Zeiten und anderer Völker erinnernd — und wird zum absoluten Hingucker.

Weiter entwickelte Claudia Bertini zwei im Vergleich zum Vorgängermodell breiter geschnittene Wickelhosen, die eine dreifarbig, sowie einen A-förmigen knöchellangen Wickelrock.

Unterschiedliche Weiterentwicklungen finden sich auch in diversen neuen Oberteilen. So gibt es zum Beispiel eine schlichte Basic-Shirt-Bluse in verschiedenen Stoffen und Farben, die zu jeglichen Outfits kombiniert werden kann und sich mit einem kleinen Knopf im Rücken schliessen lässt.

Ein Oberteil mit V-Ausschnitt von letztem Jahr findet mittels unterschiedlichster Stoffe und Länge einen erweiterten Einsatz und wird so als Kleid getragen.

Ein interessanter Mix aus Kaftan und Poncho in diversen Materialien, Farben und in unterschiedlichen Längen, der mit einer der neuen hochgeschnittenen statement Hosen oder einem Jupe kombiniert wird, könnte das neue Lieblings-Sommeroutfit werden. Auffällig hier, dass Claudia Bertini, sonst eher monoton arbeitend, innerhalb eines einzelnen Kleidungsstückes diverse Farben vernähen liess, was aber weniger an Patchwork erinnert, als viel mehr an die von der Moderne hervorgebrachten abstrakten Stilrichtungen des Kubismus, Konstruktivismus und auch der Schweizer Konkreten Kunst. 

Als krönender Abschluss soll ein knöchellanges, gerade geschnittenes, kragenloses, in Leichtigkeit formvollendetes Hemdkleid mit einer raffinierten Plissée-Knopfleiste nicht unerwähnt bleiben. Purer Minimalismus in Form und Materie, ein Traum in Weiss der besonderen Art.

Stofflichkeit, Farbigkeit und Handwerk sind Merkmale, die sich allesamt kondensiert im Werk Tanja Roscics wiederfinden. In einem ersten Schritt verwandelt sie den Galerie-Raum in eine grosse Bühne. Das Setting erinnert an die Kulisse einer vermeintlichen Theaterproduktion: die zahlreichen Kleidungsstücke Claudia Bertinis wirken wie abgelegte Kostüme, eingebetet in die Szenerie einer vorangegangenen Performance. Formvollendetes Textil bei Bertini trifft auf das Stoffliche in Form von surreal wirkenden Masken, handcrafted Skulpturen und geschweisstem Mobiliar von Roscic. Ihre Kunst wirkt erdig, entrückt surreal und enigmatisch gleichermassen, was auf den ersten Blick eher ein Gegensatz zu den puristischen Kleiderentwürfen von Claudia Bertini darstellen könnte. Jedoch verbinden Handfertigkeit, eine gewisse Folkloristik, die Liebe zum Detail, die sich äussert in präziser und ausgewählter Wahl von Farbigkeit und Material.

 

Text: Alexandra Blättler, Kunsthistorikerin und Kuratorin, März 2018.

 

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Tanja Roscic