Pressetext

CLAUDIA BERTINI - MODE ZWISCHEN PURISMUS UND ANMUT

Text: Alexandra Blättler, Kunsthistorikerin und Kuratorin, März 2016.

Claudia Bertini`s Mode folgt keinem Trend. Und doch weiss man im Moment, in dem man sie zum ersten Mal sieht, berührt und vor allem trägt: das ist etwas besonderes und möchte man haben. Das mag daher rühren, dass ihre Entwürfe von Zeitlosigkeit, höchster Qualität und Tragbarkeit zeugen: jedes einzelne Kleidungsstück wird auch in zehn Jahren noch genauso geliebt und getragen werden und den Status des absoluten Lieblingsstückes zu verteidigen wissen.

Zwei Jahre ist es her, seit Claudia Bertini ihre ersten Kleidungsstücke in einem Pop Up Store in der Zürcher Innenstadt dem Publikum vorstellte. Seither wartet eine wachsende Fan-Gemeinschaft auf einen weiteren Auftritt der Zürcher Designerin. Diesen Frühling ist es nun soweit: ihre vielgelobten Basic-Stücke — bestehend aus diversen Mänteln, Pullovern, Blusen, Jupes, Röcken und einer Wickelhose — werden durch eine Reihe neuer Entwürfe erweitert und während weniger Tage in den Räumlichkeiten der Galerie Katz Contemporary in der Innenstadt einem kunst- und designaffinen Publikum vorgestellt. Vom 18. bis 21. Mai sind ihre Kleidungsstücke exklusiv mit einem Interior des Zürcher Künstlers David Renggli zu sehen.

In Farbnuancen, Materialien und Schnitttechnik ihren Vorgänger-Entwürfen treu geblieben — noch immer sind eher erdige und sanft-pudrige Töne sowie Leinen, Baumwolle und Wolle vorrangig verarbeitet — so muten die neuen Kleidungsstücke — vorwiegend weich fliessende, bis weit über die Knie reichende Jupes und Kleider sowie vielfältig drapierte Blusen — etwas weniger puristisch an, ohne dabei jedoch an Modernität einzubüssen. Nach wie vor schmeicheln ihre grosszügig inszenierten Silhouetten dem weiblichen Körper wie dem Auge, nach wie vor überzeugen offengelegte Webkanten genauso wie höchstraffinierte Falttechniken. Man könnte fast sagen, dass eine subtile Verspieltheit sich zu formulieren vermag. Auffällige Raffungen umspielen Schulterpartie und Hüfte und lösen sich in weich fliessenden Linien auf. Die beeindruckenden Wickeltechniken und Faltungen unterstreichen die artisane Technik.

Darunter mischen sich anmutige Blusen oder Tuniken in unterschiedlichen Längen und vereinen verschiedene kulturelle Zeiten und Traditionen. Die Designerin selber spricht von Geschichte, die sie sichtbar machen will, sowie von Identitäten und Lebenshaltungen, die sich in ihre fast skulptural anmutenden Silhouetten einnisten.

Wie eingangs erwähnt, orientiert sich Claudia Bertini an keinem Trend, weiss aber die aktuelle Zurückhaltung in Farbe und Form aufzunehmen, und wirkt dabei keineswegs spröde. Sie zeigt auf, was die moderne Frau von heute im Alltag tragen kann ohne dabei overdressed zu wirken. Mit einer überzeugenden Gelassenheit, exzellent unkomplizierten Schnitten, smartem Finish, klugen und subtilen Details offeriert uns Claudia Bertini eine erfrischende Alternative zu einem allzu von Understatement geprägten Zürcher Stadtbild und macht vor, was Verheissung oder Avantgarde heute bedeuten könnte.

Erstmalig präsentiert die Designerin zudem eine kleine Auswahl an organisch minimalen Schmuckstücken.